Wissensökonomie
Grundlage: Die Forschungseinheit Wissensökonomie untersucht Wissen als zentrale produktive Ressource moderner Gesellschaften. Im Unterschied zu klassischen ökonomischen Theorien, in denen Wissen häufig als exogener Faktor erscheint, wird hier Wissen als konstitutives Element ökonomischer Prozesse verstanden – als das Medium, in dem Wertschöpfung, Arbeitsteilung und technische Entwicklung überhaupt erst möglich werden.
Ausgehend von einer Verbindung neo-schumpeterianischer, evolutionärer, Oppenheimerscher und marxistischer Perspektiven wird Wissen als dynamische Größe betrachtet, die ökonomische Ordnungen formt und zugleich durch sie geformt wird. Dabei wird die klassische Arbeitswerttheorie in eine Wissenswerttheorie überführt: Der Wert eines Gutes ergibt sich nicht allein aus der aufgewendeten Arbeitszeit, sondern aus dem in ihm geronnenen Wissen – aus den Kulturtechniken, Verfahren und symbolischen Systemen, die seine Herstellung ermöglichen.
Zentral ist die Idee, dass Wissensbestände selbst dynamischen Gesetzmäßigkeiten folgen: Sie diffundieren, koppeln, transformieren und verdichten sich in kollektiven Strukturen – von technologischen Netzwerken über institutionelle Rahmen bis zu symbolischen Kulturen. So wird ökonomisches Wachstum als Ausdruck der Evolution von Wissensfeldern verstanden, deren Dynamik zugleich soziale, kulturelle und technische Dimensionen umfasst.
Methodische Zugänge: Die Forschungseinheit verbindet theoretische Modellbildung mit historischer und systematischer Analyse. Methodisch werden komparative Theorienarbeit, systematische Rekonstruktion ökonomischer Schulen (Marx, Schumpeter, Oppenheimer u. a.) sowie komplexitäts- und feldtheoretische Ansätze genutzt. Ergänzend kommen formale Modelle der Diffusion, Kopplung und Evolution von Wissensfeldern zum Einsatz, wie sie aus der Theorie dynamischer Systeme und der Netzwerkanalyse bekannt sind.
Ziel ist keine empirische Vermessung einzelner Sektoren, sondern die Entwicklung eines theoretischen Rahmens, der Wissen, Arbeit und Wertschöpfung als zusammenhängende Größen einer evolutionären Ökonomie begreifbar macht.
Aktuelle Forschungsprojekte in dieser Einheit
Grundlagen der Wissensökonomie
Prämisse: Wissen ist für die ökonomischen Bedingungen von zentraler Bedeutung. Allerdings neigen die meisten systematischen Herangehensweisen an ökonomische Fragestellungen dazu, Wissen nur eine untergeodnete theoretische Role zuzweisen.
Ziel: In diesem Projekt wird aus der Vermischung von Neo-Schumpeterschen Überlegungen, Komplexitäts- und evolutionärer Ökonomik, Ideen aus der marxschen Wirtschaftswissenschaft sowie Elementen der an Franz Oppenheimer orientierten Forschung ein theoretischer Rahmen für die Betrachtung ökonomischer Verhältnisse geschaffen, der Wissen und Technik ins Zentrum rückt, bzw. zum Ausgangspunkt der Betrachtungen macht.
Methoden: Grundlage des methodischen Vorgehens ist die kritische Aufarbeitung der genannten ökonomischen Schulen, wie auch der komplementären Neoklassik und des Neokeynesianismus.
Forschungseinheit: Wissensökonomie
Publikationen in dieser Forschungseinheit
- Herget, F. (2022). Zur Anerkennungsökonomie. Aufklärung und Kritik, 29(4), 255–270.
- Herget, F. (2021). Soziale Marktwirtschaft und politische Vernunft. Aufklärung und Kritik, 28(4), 255–270.